Land und Leute

Wein in Italien – umsonst

Caldari di Ortona: Das Dorf mit dem sprudelnden Weinbrunnen

Die Geschichte vom sprudelnden Weinbrunnen in den Abruzzen klingt für Weinliebhaber fast zu schön, um wahr zu sein. Dennoch handelt es sich nicht um eine Ausgeburt der Fantasie eines begabten Märchenerzählers.

Im kleinen Dorf Caldari di Ortona hat ein ortsansässiger Winzer den Traum vieler Menschen von einer niemals versiegenden Rotweinquelle wahr werden lassen. 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche können sich Weinliebhaber den edlen Tropfen vom Weingut Dora Sarchese in ein Glas füllen und schmecken lassen. Und zwar kostenlos!

24 Stunden Gratis-Wein in Caldari di Ortona

Caldari di Ortona heißt das Paradies für Weinliebhaber, in dem der Rotwein 24 Stunden am Tag aus einer nie versiegenden Quelle sprudelt. Das verträumte Weindorf liegt in der Region Abruzzen im Osten Italiens. Die Hafenstadt Ortona an der Adria liegt nur 10 Autominuten von dem Örtchen entfernt und bis zum bekannten Badeort Pescara sind es rund 30 Kilometer. Wenn Sie in dieser Region eine Immobilie in Italien kaufen wollen, dürfen Sie sich einen Ausflug nach Caldari di Ortona nicht entgehen lassen.

Der Rotweinbrunnen befindet sich auf einem Weingut namens Dora Sarchese und der Besitzer war überaus kreativ bei der Platzierung der Quelle. Der Brunnen samt Hahn und dem darunter befindlichen Steinbecken befindet sich in einer Holzhütte, die von Außen wie ein aufgeschnittenes Weinfass aussieht.

Besucher können das Fass von einer Seite aus betreten und sich den edlen Tropfen rund um die Uhr abzapfen. Der Besitzer des Weingutes betont, dass der Rotwein nicht kostenlos bereitgestellt wird, um die Menschen betrunken zu machen. Vielmehr handelt es sich seiner Aussage nach um ein Geschenk an die tausenden Pilger, die jedes Jahr an seinem Weingut vorbeikommen, denn es liegt direkt am Pilgerweg „Cammino di San Tommaso“.

Weinquelle am Pilgerweg

Auf einer Länge von 315 Kilometern schlängelt sich der Pilgerweg „Cammino di San Tommaso“ (Weg von St. Thomas) von der Westküste Italiens in Rom an die Ostküste nach Ortona. Er verbindet die letzte Ruhestätte des heiligen Petrus im Petersdom mit der Basilica di San Tommaso Apostolo in der Hafenstadt Ortona. In dieser Kathedrale befindet sich das Grab des Apostels Thomas.

Der Pilgerweg führt durch abgelegene Dörfer sowie durch Natur- und Nationalparks wie den Naturpark Castelli Romani und den Nationalpark Majella. Mittelalterliche Klöster und Einsiedeleien liegen an der Strecke. Die Reise ist eine Mischung aus Naturerlebnis und Spiritualität und erlaubt einen tiefen Einblick in das ländliche Leben der Regionen Latium und Abruzzen.

Die meisten Pilger entscheiden sich für die West-Ost-Route von Rom nach Ortona. Kurz vor der Ankunft in dem Hafenstädtchen wartet schließlich der kostenlose Weinbrunnen im Weingut Dora Sarchese als besondere Überraschung auf die erschöpften Wanderer. Die durstigen Besucher werden gebeten, eine Spende zu hinterlassen. Auf diese Weise soll der Erhalt der Pilgerroute finanziell unterstützt werden. Verbindlich ist dieser Aufruf allerdings nicht. Wer will, kann den edlen Tropfen gratis genießen und das Glas oder den Becher beliebig oft nachfüllen.

Pfiffige PR-Idee des Winzers

Die sonnenverwöhnte Region Abruzzen ist der perfekte Ort, um Wein anzubauen und aus den Trauben edle Tropfen zu keltern. Die Idee hat nur einen Makel: Sie ist nicht neu! Zahlreiche Weingüter liegen im Hinterland der Adria, auf einigen wird seit Generationen Weiß- und Rotwein gekeltert. Wie kann man sich als Winzer also von den Mitbewerbern abheben, wenn man fest entschlossen ist, die Weinherstellung zur Lebensaufgabe zu machen?

Die Antwort ist so einfach wie genial: Man installiert im Weinbrunnen einen Zapfhahn, aus dem an 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche Rotwein gezapft werden kann. Die Idee des Winzers erwies sich als pfiffige PR-Aktion, denn bereits am Eröffnungstag im Oktober 2016 standen die Menschen Schlange, um ein Tröpfchen von dem begehrten Getränk zu ergattern. Da es sich bei Weitem nicht nur um durstige Pilger handelte, ging die Rechnung auf. Die Bodega war gut besucht und der Umsatz war wohl zufriedenstellend.